Energie – 16.9.16

Wie war das mit der Energie in diesem Sommer ? Die vielen Reisen, die vielen Aufenthalte da und dort. Ja, ich bin mehrmals an meine Grenzen gestoßen, mehrmals konnte ich nicht tun , was ich noch tun wollte, weil ich einfach zu müde dafür war oder die Wirbelsäule sich gemeldet hat und ich Angst hatte, sie zu sehr zu vergrämen und dann größeren Problemen gegenüberzustehen.

Ja, ich muss mich wohl verabschieden von der Vorstellung, dass ich 24 Stunden pro Tag genau das tun kann, was ich tun möchte, weil einfach der Körper und die Energie nicht mehr so 100%ig mitspielen.

Ich möchte es nicht dramatisieren. Es geht doch sehr vieles, wenn auch insgesamt etwas langsamer und etwas kürzer. Das merke ich, wenn ich mich in Gesellschaft von jungen Leuten bewege. Ich möchte mich darauf einstimmen, dass mein Körper seine Grenzen hat, die ich zur Kenntnis nehmen muss. Diese Entwicklung ist aber langsam und ich habe Zeit genug mich darauf einzustimmen und mein Leben etwas umzubauen, hoffe ich zumindest.

Ich möchte fühlen was ich denke – 4.7.16

Diesen Satz „ich möchte fühlen, was ich denke“, habe ich schon vor einer Weile irgendwo gelesen und er hat mich sehr angesprochen. Ja, genau das möchte ich auch.

Wie oft komnen meine intellektuell untermauerten, logisch abgeleiteten, an humanistischen Prinzipien orientierten Gedanken mit meinen Gefühlen in Konflikt. Gefühle, zumindest meine, sind nicht annähernd immer politisch korrekt, logisch einwandfrei und nach humanistischen Prinzipien orientiert.

Manchmal ist es natürlich auch umgekehrt. Dann sind die Gedanken konfus, chaotisch, die Gefühle dagegen glasklar und eindeutig.

Insgesamt aber, habe ich manchmal den Eindruck, dass mein Leben von zwei selten völlig übereinstimmenden Instanzen geleitet wird. Ob es wohl Menschen gibt bei denen das anders ist ?

Tagesperlen – Perlentage – 31.5.16

Man kann einen Tag von allen Seiten betrachten, ein bisschen drehen und wenden, in der Hand wiegen. Zerbrechlich sind unsere Tage wie Glaskugeln, aber auch glänzend, spiegelnd. Auf den Kugeln zeigen sich vorhandene Strukturen, Arbeitszeiten, Termine, Verabredungen. Es lassen sich weitere Strukturen darüber legen, Freizeitaktivitäten.

Manche Tage sind aber auch ganz unstrukturiert, leuchtend, strahlend. Sie können mit Aktivitäten vollgepackt werden oder man kann die Zeit langsam zwischen den Fingern zerinnen lassen, ganz nach Geschmack.

Eine Tageskugelkette kann aus lauter gleichartigen Perlen bestehen oder aus vielfältig verschiedenen, aus farblosen, schreiend bunten, dezenten, einfärbigen, gemusterten, geritzten Kugeln. Dem persönlichen Geschmack sind keine Grenzen gesetzt. Manchmal zerbricht eine Kugel, manchmal zerbrechen viele oder auch alle. Sie können langsam zerbrechen oder plötzlich.

Wichtig ist wohl am Ende ob wir soviele Kugel wie möglich so gestaltet haben, wie wir es wollten

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Auch dort, wo man nur drübergeht … 25.5.16

Die Freude an der Gestaltung der Umwelt gehört sicher zu der Grundausstattung des Menschen. Man muss sich nur Urgeschichtemuseen ansehen und kann dort die liebevolle Gestaltung von Alltagsgegenständen bewundern.

Hier befinden wir uns nicht in der Urgeschichte sondern im Jugendstil, auf dem Boden einer Kirche mit deutlichen Fußspuren.

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Begegnungen -10.5.16

Auch an wettermäßig und stimmungsmäßig großartigen Tagen kann man höchst unangenehme Begegnungen haben.

Ein Originalkäfer in einer Farbe, die ich als nur-keine-positiven-Gefühle – hochkommen- lassen-Grau bezeichnen würde. Auf dem Dachträger eine als Munitionskiste bezeichnete Holzkiste und daneben zwei Stahlhelme. Auf den beiden vorderen Kotflügeln eine leicht zu durchschauende Variante von Hakenkreuzen. Im Auto drinnen ein paar merkwürdige Objekte, die man wohl am ehesten als Kriegsdevotionalien bezeichnen könnte.

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Wir fanden es ziemlich widerwärtig ließen uns aber die gute Laune nicht verderben. Als wir zurückkamen, war das Fahrzeug verschwunden. Leider war es aber wohl kein Spuk.

Heimat ??? 8.5.16

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Es ist eigentlich genial, dass der links-liberale Kandidat für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten auch mit dem Begriff „Heimat“ wirbt. Tatsächlich wurde dies von seinem politischen Gegner bereits kritisiert.

Seit vielen Jahrzehnten hatte der Begriff „Heimat“ in liberalen städtischen Kreisen einen etwas anrüchigen, etwas muffigen Beigeschmack. Alles was österreichisches Brauchtum war, war von der Hitlerei vereinnahmt und nicht wieder losgelassen worden. Trachten, Blasmusik, Schützenvereine, Bergkitsch fiel lange unter dieselbe Kategorie wie Burschenschaften, Blut-und-Boden-Literatur, eine bestimmte Art von Stammtischen.

Das österreischische Heimatbild war schwer zu stemmen, schwer zu definieren, historisch belastet, eher nationalistisch als patriotisch.“Heimat“ wurde als Gegenmodell zu Weltoffenheit definiert. Man überließ es den Rechten sich mit dem Thema zu befassen. Wie immer, wenn ein Thema ausschließlich von einer Gesinnungsgenossenschaft besetzt wird, kommt dabei nichts gutes heraus. Dieses Plakat zum Beispiel:

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Es wäre schön, wenn der Begriff „Heimat“ durchlüftet und wieder positiv besetzt würde. Das vertraute Orte, Menschen, Sprachen geliebt werden ohne dafür andere Orte, Menschen, Sprachen abzulehnen oder gar zu hassen. Es wäre obendrein schön, wenn eine Wahlkampagne ausnahmsweise Inhalte transportieren würde.

Wiiiiiiind ….. 1.5.16

Am liebsten würde ich die Flügel ausbreiten, die Hände mit geschlossenen Fingern hinauf und wieder hinunter drehen. Auf dem Foto sieht man gar nicht, wie ich auf dem Wind liege und die weite, blaue Weste samt Schal in den Luftströmungen getragen wird.

Hat mehr was hexenartiges das Foto. Macht ja nix, Hexen fliegen doch auch, oder ?

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Ich habe versucht, den Wind in den Gräsern abzubilden, die grünen Wirbel, die sich innerhalb der diszipliniert stehenden Pflanzen bilden, die eleganten Wellenbewegungen. Auf diesem Bild sieht man es nicht wirklich;  eine Luftaufnahme, zum Beispiel vom Hexenbesen aus  wäre natürlich hilfreich gewesen. Fliegen Hexen auch bei Sonnenschein ? Warum nicht, sind ja keine Vampire, oder ? Ich muss mich da kundiger machen, eindeutig …

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Die Landschaft war so strahlend. Der Mitlebende und ich haben uns das durch die vielen Grünschattierungen erklärt, vor allem durch die ganz frischen, leuchtenden Grüns. Dazwischen die sonnengelben Rapsfelder und auch noch verschneite Berge im Hintergrund. Das erinnert mich an die glühenden Orangenbäume vor dem verschneiten Panorama der Sierra Nevada in Andalusien.

Ich liebe auch klare Formen in der Natur. Gepflügte Felder, die auch noch einen interessanten Umriss haben. Eindeutig bin ich ein überzeugter Stadtmensch, aber manchmal wenn der Wind mich übers Land weht …….

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22.4.16 – Jules Anregung kommt gerade richtig

Ich wollte so einen Frustartikel schreiben „Und da hat doch tatsächlich…… unglaublich … etc pp.“

Betrachtungen über ein Stück Krempel sind  viel interessanter. Schrauben, Nägel, Dichtungen und ähnliches fallen zwar nicht so unter mein Beuteschema, aber dieses Teil, das kein Krempel im engeren Sinn ist, habe ich schon sehr lange. Es liegt vor meinem Computerbildschirm und ich nehme es immer wieder in die Hand und poliere dabei die vielen Flächen.

Es ist ein Wirbel irgendeines großen Säugetiers. Es könnte, von der Größe her, auch ein menschlicher Wirbel sein. Ich weiß es nicht mehr. Bevor jetzt jemand glaubt, dass ich nächtens mit einer Schaufel ausgerüstet auf Friedhöfen oder Anatomieinstituten herumschleiche, muss ich wohl den Ursprung dieses schönen Stücks erklären. Es ist ein Überbleibsel aus Studienzeiten. Damals habe ich des öfteren auch Vorlesungen und Praktika sowohl bei den Zoologen als auch bei den Anthropologen besucht. Zu Zeiten als ich studiert habe, in den späten Siebzigerjahren, konnte man sich noch gleichzeitig an allen Fakultäten frei herumtreiben.

Dieser schöne Wirbel mit seinen vielfältigen Strukturen liegt nun seit Jahrzehnten auf meinen jeweiligen Schreibtischen herum und hat alle Übersiedlungen und Ausmistaktionen souverän ignoriert.Unser gemeinsamer Weg ist also schon ein recht langer.

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Als ich vor ein paar Jahren einen Bandscheibenvorfall hatte, habe ich den Wirbel auch oft betrachtet und mir vorgestellt durch welche Löcher, die Nerven laufen und wie leicht sich da irgendetwas verhaken kann. Er ist also eine Mischung aus Erinnerungsstück und Anschauungsobjekt.

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