Macht loslassen ist in Österreich gerade in der Politik aktuell. Ex-Kanzler Faymann hat dem Land mit seinem Rücktritt einen großen Gefallen getan.
Mir geht es aber um das altersbedingte Loslassen der Macht vor allem im beruflichen Kontext. Sehr schwer stelle ich mir das vor, aus dem Netzwerk der Kollegen langsam herauszufallen. Ich merke das schon bei langfristigen Planungen. Nachdem ich in spätestens 5 Jahren, wahrscheinlich früher, in Pension gehen werde, macht es zum Beispiel keinen Sinn eine Ausbildung mitzumachen, die in 3 oder 4 Jahren in die Praxis umgesetzt werden soll. Das ist völlig logisch und im Grunde interessiert mich das Thema der Ausbildung noch nicht einmal, trotzdem ist es ein ganz eigenes Gefühl in den Plänen der Kollegen nicht mehr vorzukommen.
Macht loszulassen bedeutet auf sich selbst zurückgeworfen zu werden. Wenn man dann nicht selbstgenügsam ist und flexibel genug sich neue Strukturen aufzubauen …… Und Flexibilität ist ja nicht unbedingt eine typische Eigenschaft älterer Menschen. Man muss also einerseits rechtzeitig die Bedeutung der beruflichen Tätigkeiten und Zusammenhänge in seinem Leben reduzieren. Das bietet die Chance mehr Zeit zu finden für Menschen und Interessen des Privatlebens. Klingt alles perfekt, nur ist dabei nicht einberechnet, dass dieselben Tätigkeiten in fortgeschrittenem Alter anstrengender sind als davor.
Ich habe meine Lehrverpflichtung um einiges reduziert, empfinde sie aber nicht im gleichen Ausmaß als weniger anstrengend. Die Energie wird eben langsam aber doch weniger. Die Situation ist nicht problematisch, wenn ich sehr müde bin, kenne ich schon die Gründe dafür. Der Unterschied ist, dass ich die Müdigkeit nicht wie früher ignoriere und einfach weitermache. Wenn ich müde bin, mache ich eine Pause. Das ist ja an und für sich sehr vernünftig und wünschenswert. Nur mache ich die Pause nicht, weil ich will, sondern weil ich muss. Das fühlt sich leicht demütigend an …..
Nicht vergessen darf man auch, dass der nächste Schritt nach dem Loslassen der Macht das Loslassenmüssen der Selbstbestimmung sein kann.
Das sind keine depressiven Betrachtungen über das Leben, sondern ein Versuch zu überlegen, welche Dinge in meinem Leben mir auch unter eingeschränkter Mobilität und Energie Freude machen können. Der nächste Schritt muss dann sein diese Kontakte und Aktivitäten zu nähren
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